Liebe Judith Stamm,
Vor 50 Jahren wurde das Frauenstimmrecht eingeführt. Das Zugestehen der politischen Rechte an die Frau verdanken wir in erster Linie Pionierinnen wie Dir. Von CVP-Frau zu CVP-Frau möchte ich Dir und Deinen zahlreichen Mitstreiterinnen von damals herzlich danken. Danken für Euer Engagement, Euren Mut und Eure Hartnäckigkeit. Die Gegnerinnen und Gegner des Frauenstimmrechts Eure damaligen Gegner – und auch Gegnerinnen – wollten kein Stimmrecht für die Frau einführen. Drei Gründe standen im Vordergrund:
35 Jahre später war ich eine direkte Profiteurin Eures Engagements: Mit dem Wahlslogan «Barbara is Bundeshus», wurde ich am 21. Oktober 2007 überraschend in den Nationalrat gewählt. Überraschend, denn niemand hatte erwartet, dass die CVP Zürich einen Sitz dazu gewinnen würde und somit hatte auch niemand erwartet, dass eine «neue» CVP-Frau gewählt werden würde. Heute weiss ich, dass Ihr CVP-Frauen mir den Weg zu dieser Wahl geebnet habt; Ihr, d.h. Rosmarie Zapfl, Rosmarie Dormann, Josi Meier, Lucrezia Meier-Schatz, Chiara Simoneschi, Thérèse Meyer und viele weitere unerschrockene CVP-Frauen, die sich von Rückschlägen und Angriffen nicht von ihrem Weg abbringen liessen. Was ist aus den Argumenten der damaligen GegnerInnen geworden?
Du, Judith, bist bestimmt, so wie ich später auch, von namentlich bürgerlichen Männern als «Linke» gemassregelt worden, obwohl wir beide klassische Mittepolitikerinnen sind. Ich finde: Bürgerliche Politiker, welche Angst davor haben, als «Linke» bezeichnet zu werden, und nur deshalb eine Meinung vertreten, die sie de facto gar nicht so hegen, gibt es leider nach wie vor. Durch diese Angst verhindern sie eine ehrliche, authentische Politik. Ich habe nie verstanden, warum diese Angst bis heute derart stark unser Politwesen prägt. Wie dem auch sei, es waren insbesondere Frauen wie Du, die sich innerhalb des bürgerlichen Lagers durchsetzen konnten und die somit den entscheidenden Schritt der Frau in die Politik ermöglicht haben. Du, Judith, hast mich auch in den all den Jahren als Nationalrätin betreut und beraten. Du bist auch heute noch ein fester Orientierungspunkt für Frauen, die sich engagieren und vernetzen möchten. Dein Rat ist auch heute für viele Frauen gefragt und wichtig. Mit strahlendem Lachen hast du mir bei meiner eigenen Wahl den Spruch von Josi Meier zugerufen: «D’Frau ghört ist Hus, is Bundeshus.»
0 Comments
Leave a Reply. |
Archives
Juni 2023
|